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Das (ehemalige) Fachgebiet ``Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik"
(html-Version eines Textes von 1999)
Der Lehrstuhl "Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik" ist Teil des Instituts für Straßen- und Schienenverkehr im Fachbereich Verkehrswesen der Technischen Universität Berlin. Diese Lehr- und Forschungseinheit wurde im Jahre 1974 als fachübergreifendes Fachgebiet neu eingerichtet und von Professor Dr.rer.pol. G.Wolfgang Heinze aufgebaut.
Prof. Heinze ist gelernter Volkswirt (Stuttgart, Erlangen-Nürnberg), aber seit mehr als 30 Jahren mit Fragen integrierter Verkehrs-, Raum-, und Stadtentwicklung beschäftigt. Seine Tätigkeit umfaßt Projekte der Verkehrsplanung, der Beratung, der Forschung und der Lehre im In- und Ausland. Er ist u.a. Ordentliches Mitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 1. Vorsitzender der Bezirksvereinigung Berlin-Brandenburg der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft und Mitglied des Beirats der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg (Vorsitz).
Das Fachgebiet besteht aus 4 festen Mitarbeitern (einem Hochschullehrer, einem Assistenten, einer Sekretärin, einer Programmiererin).
Die Hörer unserer Lehrveranstaltungen setzen sich aus Studenten verschiedener Fachbereiche zusammen. Zum Großteil handelt es sich um künftige Verkehrsingenieure (Studienrichtungen Planung und Betrieb, Kraftfahrzeugtechnik und Luft- und Raumfahrt) und Wirtschaftsingenieure. Dazu kommen Stadt- und Regionalplaner, Geographen, Politologen, Betriebs- und Volkswirte sowie einzelne Naturwissenschaftler. Durch diese heterogene Zusammensetzung der Hörerschaft ist eine interdisziplinäre und teamorientierte Projektarbeit in Lehre und Forschung selbstverständlich.
Zur Zeit werden am Fachgebiet jährlich etwa 15-20 Studien- und Diplomarbeiten betreut. Dazu kommen 7 Doktoranden.
In den letzten 10 Jahren haben Angehörige des Fachgebietes 5 wissenschaftliche Preise zugesprochen bekommen (darunter 1993 der Carl-Pirath-Preis als höchste verkehrswissenschaftliche Auszeichnung im deutschsprachigen Raum an Dr.-Ing. H.H. Kill und 1997 der mit 30.000 DM dotierte Forschungspreis der Deutschen Bahn AG an Tom Reinhold).
Inhaltliche Schwerpunkte der Forschung
Integrierte Betrachtung von Raum, Verkehr und Siedlung als dynamisches System
Verkehrsevolution und die Durchsetzung neuer Verkehrssysteme
Autoverkehr und öffentlicher Personennahverkehr der Zukunft
Vernetzung von Verkehrssystemen
Preispolitische Steuerungsmechanismen im Verkehr
Bewertung von Infrastrukturmaßnahmen und neuer Verkehrstechnologien
Freizeitverkehr
Konkrete Forschungsvorhaben
Möglichkeiten und Grenzen eines flächendeckenden Road-Pricing
Der Beitrag von Güterverkehrszentren/City-Logistik zu einem stadtverträglichen Güterverkehr
Umwelt- und stadtverträgliche Formen des Freizeitverkehrs
Öffentlicher Personennahverkehr im ländlichen Raum
Marketingmaßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Öffentlichen Personennahverkehrs
Das Auto der Zukunft in den Städten der Zukunft
Verkehrsleit- und -informationssysteme als Mittel der Kollektivierung des Individualverkehrs
Internalisierung externer Kosten und Nutzen des Verkehrs
Lehrveranstaltungen an der Technischen Universität Berlin
(1) Planungsverfahren bei Verkehrsmaßnahmen
Aufgaben- und Ausgabenverantwortung im deutschen Verkehrssystem. Durchsetzbarkeit und Finanzierung als Engpässe größerer Verkehrsvorhaben. Darstellung von Bundesverkehrswegeplan (Fernverkehr) und Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (Regional- und Lokalverkehr). Der Planungsablauf einer Infrastrukturmaßnahme (Voruntersuchungen, Linienentwurf, Raumordnungsverfahren, Umweltverträglichkeitsprüfung 1.Stufe, Entwurf, Planfeststellungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfung 2.Stufe). Überblick über raumordnungspolitische, technische, ökonomische und ökologische Bewertungsverfahren.
(2) Verkehrsökonomische Grundlagen
Angebot, Nachfrage, Märkte und Preise im Verkehr. Kosten- und Nutzenprofile von Verkehrssystemen. Private und soziale Kostenarten im Verkehr. Verkehrsnachfrage als Systemeffekt. Nachfrageschwankungen und Übernachfrage. Markt- und Staatsversagen im Verkehr. Konkrete Verkehrsmärkte in Deutschland.
(3) Verkehrspolitik und Bewertungsverfahren
Mobilität und Verkehrsverhalten. Systemstärken von Verkehrsmitteln. Tendenzen und Problembereiche im Fern- und Nahverkehr Europas. Verkehrspolitik als Ziel-Mittel-Träger-System. Der verkehrspolitische Entscheidungsprozeß in Deutschland. Konkrete Strategien und ihre Grenzen. Das mengen- und preispolitische Instrumentarium ökologischer Verkehrsgestaltung.
(4) Erfolgsbedingungen neuer Verkehrssysteme I:
Lösungsstrategie "Verkehr" im Strukturwandel
Neue Verkehrssysteme als Antworten auf neue Herausforderungen bestehender Strukturen. Die vorindustrielle Stadt als Ausgangsmuster. Die räumliche Gestaltungskraft von Eisenbahn und Auto. Neue Kommunikationstechnologien und ihre Auswirkungen auf unsere Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur. Selbstorganisation im Verkehrs- und Flächennutzungsbereich. Verkehrsinvestitionen und sozio-ökonomische Entwicklung.
(5) Erfolgsbedingungen neuer Verkehrssysteme II:
Die Durchsetzung neuer Verkehrssysteme
Inhalt: Raum - Verkehr - Siedlung als System. Die Interaktion von Verkehrs- und Flächennutzungssystemen. Der Produktlebenszyklus eines Verkehrsmittels. Ebenen der Systembetrachtung und ihre Prognostizierbarkeit. Verhaltensregelmäßigkeiten der Verkehrsevolution. Erforderliche Rahmenbedingungen für die Einführung eines neuen Verkehrsmittels. Handlungsanweisungen für Produzenten, Betreiber und staatliche Verkehrspolitik. Fallstudie: Die Zukunft des Stadtverkehrs im Stadt-Land-Verbund der Zukunft.
Berufliche Weiterbildung
Angehörige des Fachgebiets waren an der Weiterbildung russischer Topmanager aus dem Verkehrsbereich im Rahmen eines EG-Projektes intensiv engagiert. Zugleich werden die Vorlesungsblöcke "Grundlagen der Stadt- und Verkehrsplanung" und "ÖPNV als Umweltalternative" im Internationalen Integrationsstudium "Europäische Verkehrsentwicklung" des Europäischen Instituts für postgraduale Bildung an der Technischen Universität Dresden e.V. von Angehörigen des Fachgebietes abgedeckt. Die Finanzierung erfolgt durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.